Der Sozialstaat und insbesondere sein solidarisches Sicherungssystem genießen bei breiten Bevölkerungsschichten hohe Wertschätzung und Anerkennung. Aber Bürgerkonvente und wissenschaftliche Eliten lamentieren, das Soziale müsse neu gedacht, soziale Gerechtigkeit an die Herausforderungen der Weltwirtschaft angepasst und Solidarität in mehr Eigenverantwortung umgemünzt werden. Die politische Klasse exekutiert daraufhin eine Reform- Agenda. Da die Bevölkerung sich verweigert, vermuten die Regierenden ein Vermittlungsproblem. Aber was voneinander abweicht, sind Wahrnehmung und Deutung. Die Agenda 2010 wird zutreffend als fahrlässige Deformation der Solidarität begriffen. Denn gesellschaftliche Risiken lassen sich nicht auf individuelles Versagen zurückführen, ihre Sicherung nicht auf die private Vorsorge abschieben, Grundrechtsansprüche nicht in Marktverhältnisse umformen. Soziale Reformen, die wirken und gerecht sind, sollten nicht diffusen Megatrends folgen, sondern den Faktor Mensch respektieren: seine vitalen Bedürfnisse, ein hochwertiges Arbeitsvermögen, den Anspruch auf Gleichstellung, das Interesse an Gleichklang mit der Natur und eine erweiterte, verfassungsbasierte Solidarität.
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.2193-5661.2004.05.05 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 2193-5661 |
Ausgabe / Jahr: | 5 / 2004 |
Veröffentlicht: | 2004-05-01 |
Seiten 119 - 123
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